Island ist ein Land der Extreme: aktive Vulkane, mächtige Wasserfälle, endlose Lavafelder, schwarze Strände und eisbedeckte Hochländer. Viele Besucher entscheiden sich dafür, die Insel mit einem Mietwagen auf eigene Faust zu entdecken. Doch schnell taucht die große Frage auf: Brauche ich wirklich einen 4x4, oder reicht ein normaler PKW mit zwei Antriebsrädern (2WD)?
Die Antwort ist nicht pauschal, sondern hängt von verschiedenen Faktoren ab – Reisezeit, Routenplanung, Fahrgewohnheiten und Budget. Um Ihnen die Entscheidung zu erleichtern, gehen wir Schritt für Schritt 7 zentrale Fragen durch.

1. Wann reisen Sie (Sommer oder Winter)?
Die Jahreszeit ist entscheidend.
-
Winter (Ende Oktober bis April): Schneestürme, eisige Straßen und schlechte Sicht gehören zum Alltag. Selbst auf der Ringstraße (Route 1) kann es spiegelglatt werden. Hier ist ein 4x4-Mietwagen fast Pflicht, da er mit Allradantrieb, höherem Gewicht und Winterreifen deutlich mehr Stabilität bietet. Ohne ein robustes Fahrzeug kann eine Fahrt im Winter gefährlich und stressig werden.
-
Sommer (Mai bis September): Ganz anders sieht es im Sommer aus. Die Hauptstraßen sind frei von Schnee, trocken und asphaltiert. Für klassische Touren wie den Golden Circle, die Südküste oder Snæfellsnes reicht ein 2WD völlig aus. Viele Reisende fahren die gesamte Ringstraße mit einem kleinen Kompaktwagen – problemlos und kostengünstig.
-
Zwischensaison (April/Mai und September/Oktober): Hier mischen sich die Bedingungen. Im Frühling kann es im Norden noch Schneefelder geben, während im Herbst Starkregen die Schotterstraßen aufweicht. Ein 4x4 bietet hier Flexibilität und Sicherheit, falls das Wetter kippt.
👉 Faustregel: Winter = 4x4 dringend empfohlen; Sommer = 2WD ausreichend (außer bei speziellen Routen).
2. Wohin möchten Sie fahren?
Ihr Reiseziel bestimmt die Fahrzeugwahl mehr als alles andere.
-
Ringstraße & bekannte Sehenswürdigkeiten: Orte wie Gullfoss, Geysir, Þingvellir, Seljalandsfoss oder Jökulsárlón sind über gut ausgebaute Straßen erreichbar. Hier reicht ein 2WD – zumindest im Sommer.
-
Hochland & F-Straßen: Wenn auf Ihrer Liste Namen wie Landmannalaugar, Þórsmörk oder Askja stehen, benötigen Sie zwingend ein 4x4-Fahrzeug. F-Straßen sind nur im Sommer geöffnet und rechtlich nur mit Allrad befahrbar. Sie sind unbefestigt, voller Schlaglöcher, Geröll und teilweise mit Flussdurchquerungen. Mit einem normalen Auto ist es verboten und gefährlich.
-
Westfjorde & Ostfjorde: Viele Straßen sind zwar keine F-Straßen, aber steil, kurvig oder aus Schotter. Ein 4x4 ist dort nicht vorgeschrieben, aber deutlich angenehmer. Besonders, wenn Sie abgelegene Orte wie Borgarfjörður Eystri oder die Westfjorde mit ihren einsamen Stränden besuchen wollen.
Kurzum: Je wilder die Route, desto unverzichtbarer der 4x4.

3. Welche Straßenbedingungen erwarten Sie?
Auch im Hochsommer sind nicht alle Straßen glatt und bequem. Sie müssen mit Folgendem rechnen:
-
lange Schotterabschnitte (z. B. zu Dettifoss oder in den Ostfjorden),
-
wechselhafte Witterung: starker Regen, Nebel oder sogar Schneeschauer in den Bergen,
-
Schlaglöcher, enge Serpentinen und Schafherden auf der Straße.
Ein SUV oder 4x4 federt solche Unebenheiten besser ab und vermittelt Sicherheit. Wer plant, zu campen oder in entlegene Gegenden zu fahren, profitiert vom höheren Fahrkomfort und Platzangebot eines Allradwagens.
Wer dagegen nur von Hotel zu Hotel entlang der Hauptstraßen fährt, kann mit einem Kleinwagen bares Geld sparen.
4. Wie viele Personen und wie viel Gepäck?
Ein oft unterschätzter Punkt: das Platzangebot.
-
Familien oder Gruppen: Vier Erwachsene mit Koffern in einer kleinen Limousine – das wird schnell eng. Lange Fahrten über 1000 Kilometer auf der Ringstraße sind dann unangenehm. Ein SUV bietet Kofferraum und Beinfreiheit.
-
Alleinreisende oder Paare: Mit leichtem Gepäck genügt ein kleiner Wagen. Er ist günstiger und sparsamer im Verbrauch.
Denken Sie auch an Kindersitze: In einem geräumigen Auto sitzen Kinder komfortabler und sicherer.

5. Wie sicher fühlen Sie sich am Steuer?
Nicht nur Straßen, auch die eigenen Fahrgewohnheiten spielen eine Rolle.
-
Sicherheitsgefühl im 4x4: Viele Reisende fühlen sich wohler mit einem robusten Geländewagen, der mehr Bodenfreiheit und Traktion bietet. Die erhöhte Sitzposition verschafft zudem einen besseren Überblick.
-
Komfort im Kleinwagen: Wer enge Straßen oder Parkplätze in Reykjavík befürchtet, fährt entspannter mit einem kleineren Auto.
Wichtig: Ein 4x4 erleichtert schwierige Fahrten, macht Sie aber nicht unverwundbar. Vorsicht, angepasstes Tempo und Wetterbeobachtung sind unerlässlich.
Gut zu wissen: Viele 4x4-Mietwagen in Island sind Automatikfahrzeuge – praktisch für Fahrer, die Schaltgetriebe nicht gewohnt sind.
6. Wie hoch ist Ihr Budget?
Die Kosten sind ein ausschlaggebender Faktor.
-
2WD: ab ca. 70–100 € pro Tag (Hochsaisonpreise).
-
4x4 oder SUV: meist 130–200 € pro Tag, teils mehr.
Hinzu kommt der Spritverbrauch: Benzin und Diesel sind in Island teuer, und große SUVs schlucken deutlich mehr.
Für Reisende mit knappem Budget ist ein 2WD in den Sommermonaten eine gute Lösung. Wer jedoch ins Hochland will, sollte beim Auto nicht sparen – sonst könnte ein fehlender Allrad den Traumtrip ruinieren.

7. Gibt es Alternativen?
Nicht jeder benötigt für die komplette Reise einen 4x4. Es gibt Alternativen:
-
Super Jeep-Touren: Für spezielle Hochlandziele können Sie Tagesausflüge mit erfahrenen Guides buchen. Ihr Mietwagen bleibt währenddessen sicher auf der asphaltierten Straße.
-
Inlandsflüge: Wer lange Fahrten vermeiden will, fliegt etwa nach Egilsstaðir und startet dort mit einem Mietwagen.
-
Fahrzeugwechsel: Einige Reisende mieten erst einen günstigen 2WD und steigen später für ein paar Tage ins Hochland auf einen 4x4 um.
So kombinieren Sie Kostenersparnis mit Flexibilität.
Fazit: 4x4 oder nicht?
-
Winter, Hochland und abgelegene Regionen → 4x4 ist die klare Empfehlung.
-
Sommer, klassische Route entlang der Ringstraße → 2WD reicht völlig aus.
Wichtig ist, das Auto an Ihre Reisepläne und Ihr Wohlbefinden anzupassen. Denn in Island gilt: Der Weg ist oft genauso spektakulär wie das Ziel. Egal ob im kleinen Yaris oder im mächtigen Land Cruiser – das Abenteuer wartet auf Sie.